Noritoshi Hirakawa gehörte in Europa zu den bekanntesten japanischen Künstlern der jüngeren Generation der 2000er. Hirakawas künstlerisches Interesse ist stark philosophisch und soziologisch geprägt und berührt wichtige Fragen nach dem Dasein. Für die Kunsthalle St.Gallen realisiert er das Projekt «The Echoes in a Mirror» (dt. «Die Widerschalle in einem Spiegel»), das sich auf sehr eindrückliche Weise mit dem Ort St.Gallen und gleichzeitig mit einer grenzensprengenden Weltkarte des Verstehens der eigenen Existenz beschäftigt. Mehrere Male besuchte er im Vorfeld der Ausstellung die Stadt St.Gallen und filmte mit der Videokamera an öffentlichen Plätzen. Mit zufällig vorbeikommenden Passanten führte er kurze Interviews darüber, aus welchem Grund sie an den jeweiligen Ort gekommen waren, warum sie gerade diesen wählten und was er für sie bedeutete. In einer komplexen Video- und Soundinstallation präsentiert Noritoshi Hirakawa in jedem Raum der Kunsthalle mit jeweils zwei Videoprojektionen grossflächig sowohl das Video- und Gesprächsmaterial als auch eine ganz bestimmte Dramaturgie der Abfolge verschiedener Farben und Töne. Noritoshi Hirakawa zeigt eine mit Alltäglichem, Emotionen, Vorstellungen, Sehnsüchten und Befürchtungen aufgeladene Kartographie der Befindlichkeiten und in gewisser Weise stand sein Projekt auch in Zusammenhang mit verschiedenen Überlegungen hinsichtlich des Jahrtausendwechsels. Doch ist dieser Zusammenhang weder plakativ noch pädagogisch zu verstehen, sondern meint eher die immanente Frage danach, wie sich der aufgeklärte und dennoch sehnsüchtige Mensch immer wieder aufs Neue seines Daseins versichern kann.