Im Jahre 1999, kurz bevor Josef Felix Müller daran ging in monatelangem Malakt das erste grosse Alpen-Bild zu realisieren, publizierte Peter Glotz sein Buch «Die beschleunigte Gesellschaft». Darin interpretierte der St. Galler Professor die Beschleunigung als «Basistrend» Entgegen dieser Entwicklung wählte Müller eine Form des Arbeitens, die entweder ökonomisch gesehen extrem verschwenderisch ist oder im Gegenteil, Zeit zu einer bildhaften Formel verdichtet und dadurch als Reservat nutzbar macht. Der freiwillige Verzicht auf beschleunigende Effizienz wird zur künstlerischen Haltung, eine selbst gesuchte Isolation zur Basis der künstlerischen Recherche.
Im Unterschied zu den Alpen-Bildern, die nach fotografischen Vorlagen aus Büchern gemalt sind, entstanden die Aufnahmen für die Wald- und Quellbilder mit Hilfe digitaler Fotografie. Auf Exkursionen im Wald oder zu einer Quelle hielt Müller einen Augenblick, eine Lichtstimmung fest, prüfte sie kurz auf dem Bildschirm und ordnete dann einen kleinformatigen Ausdruck im Atelier zum grossen Bild. In ihrer Farbigkeit und Brillanz ist die neue Malerei von Josef Felix Müller gesteigert wie ein Monitor oder eine Projektion. Konsequenterweise beschränkt sich die Ausstellung in der Kunst Halle St. Gallen auf wenige Bilder. Die Anzahl der Leinwände orientiert sich mehr an einer Video- als an einer Malereiausstellung.
Zur Ausstellung erscheint das Künstlerbuch «Josef Felix Müller - Malerei» im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 160 Seiten, mit einem Text von Gianni Jetzer. ISBN 3-86560-049-2, CHF 43.80.
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Ostschweizer Kunstschaffen.