ABR – das Archiv Beider Richtungen arbeitet mit Objekten, Inszenierungen, Texten in Zwischenbereichen von gestalteter Alltäglichkeit und Kunst. Im Mittelpunkt steht eine Ästhetik des Zeigens, die den traditionellen Begriff der Kreativität weitgehend zurück nimmt. Das Kunstlose wird ins Blickfeld gerückt und als eigenständiger Wert geadelt. Das geschieht durch eine kontextuelle Einbindung, die als Prozess einer Umdeutung der Selbstverständlichkeiten des Kunstbegriffs zu verstehen ist. Darin kann man einen Affront gegen den Autonomiebegriff sehen, der die westliche Kunst grundlegend bestimmt. Durch die Kunst als Kunst hindurchgegangen, nähert sich die Ästhetik des Zeichens einer Einfügung in den Alltag, der durch sie neu formuliert wird.
Auffallend ist für ABR mit dem Blick auf heutige Manifestationen der Ästhetik des Zeigens, dass die programmatischen Versuche der Verbindung von Kunst und Alltag, wie sie etwa im 20. Jahrhundert das Bauhaus forderte, kaum weitergeführt werden. Der Eindruck entsteht, als ob die angestrebten Zwischenformen gleichsam von unten entstehen sollen, durch ein Handeln, das sich auf eine mehr oder minder geschlossene Meta-Theorie bezieht. Die Bedeutung der Ästhetik des Zeigens wird dabei der Verantwortung des Betrachters übereignet.