Seit vier Jahrzehnten dokumentiert Ari Marcopoulos (*1957 in Amsterdam/NL, lebt in Brooklyn/US) mit seiner Kamera das Entstehen von popkulturellen Phänomenen und die prägenden Figuren dieser Bewegungen. Inzwischen zählt er zu den bekanntesten Figuren der zeitgenössischen Fotografie, die aber nicht das einzige Medium seines Schaffens ist, wie die Ausstellung in der Kunst Halle Sankt Gallen in den Vordergrund stellt.
«Upstream» ist eine der wenigen, und die bislang grösste Einzelausstellung, die Ari Marcopoulos im institutionellen Kunstkontext realisiert hat. Der Fokus liegt auf Werken, die während der letzten zwei Jahre entstanden sind und die noch nie zuvor zu sehen waren. Mit der Ausstellung in der Kunst Halle Sankt Gallen wird vor allem Marcopoulos' Film- und Videoproduktion in den Fokus gerückt, darunter die Videoinstallation Alone Together (2021) – eine eindrückliche Dokumentation einer Saxophon-Performance von Joe McPhee. Die Spannung zwischen der Direktheit der Musik und den unterschwelligen kulturellen und historischen Referenzen verleihen diesem Videoportrait eine unheimliche Intensität. Die gleiche Spannung belebt Nova Scotia (2019), eine Videoarbeit, die die Tiefe einer besonderen Komplizenschaft zwischen Marcopoulos und einem Künstlerkollegen und Mentor einfängt. Die Ausstellung zeigt folglich eine wenig bekannte Seite des Schaffens von Ari Marcopoulos, der in St.Gallen zudem Soundexperimente (erstmals in den sozialen Medien als Livestream veröffentlicht) neu inszeniert und dem Publikum präsentiert.
Die Ausstellung entstand während der globalen Pandemie und versteckt dies nicht: sie reflektiert die Periode des sozialen Verzichts und gleichzeitigen Rückzugs in die Intimität. Letztere wird aber nicht bedauert, sondern als kreativer Zustand festgehalten. Besonders in der Fotoserie im ersten Raum der Kunst Halle Sankt Gallen, wird die subjektive Erfahrung und Wahrnehmung des Künstlers zur Zeugin eines kollektiven Gefühls. Private Szenen, Naturaufnahmen, Frontseiten der New York Times, Portraits seiner Partnerin oder andere Kunstschaffende vermischen sich hier in einem Bilderfluss, der zugleich poetisch wie dokumentarisch ist. Darüber hinaus werden die Fotoaufnahmen zu Beispielen für die unerschöpfliche Produktivität von Ari Marcopoulos, wobei sie die unentbehrliche Rolle dieses Mediums als Hauptzeuge unsere Zeit herausstellen.
«Upstream» wird begleitet von einer Publikation, die den Titel der Ausstellung trägt und bei Roma Publications erscheint (mit Texten von Ari Marcopoulos, Giovanni Carmine und Hamza Walker). Vom 22. Mai bis 26. Juni 2022 sind im Sitterwerk alle Drucksachen des Verlags Roma Publications seit 1998 zu sehen.
Ari Marcopoulos (*1957 in Amsterdam/NL) lebt und arbeitet in Brooklyn/US. Einzelausstellungen (Auswahl): Archive/Project Space, Pittsfield/US (2021); galerie frank elbaz, Paris/FR (2020); Fergus McCaffrey, New York/US (2019); galerie frank elbaz, Paris/FR (2017); Marlborough Chelsea, New York/US (2015); V1 Gallery, Kopenhagen/DK (2012); Kavi Gupta Gallery, Chicago/US (2012); Ratio 3, San Francisco/US (2011); Foam_Fotografiemuseum Amsterdam, Amsterdam/NL (2010); Berkeley Art Museum, Berkeley/US (2009); New Orleans Museum of Art, New Orleans/US (2008); MOMA, New York/US (2005). Gruppenausstellungen (Auswahl): LAXART, Los Angeles/US (2021); Hugh Lane Gallery Dublin, Dublin/IE (2020); Art Basel Unlimited, Basel/CH (2019); University of New York at Albany, New York/US (2019); Pratt Institute, New York/US (2019); Fotomuseum Winterthur, Winterthur/CH (2018); Camden Arts Centre, London/UK (2016); Fondazione Giuliani, Rom/IT (2015); Galerie Rudolfinum, Prag/CZ (2014); Wattis Institute, San Francisco/US (2012); Whitney Biennal, Whitney Museum of American Art, New York/US (2010); Centre Culturel Suisse, Paris/FR (2008); Kunsthaus Zürich, Zürich/CH (2006).